Kratzer im Kochfeld

Kratzer im Ceran-*/Glaskeramikkochfeld! Ist die Pfanne schuld?

Kochfelder mit Glaskeramikoberfläche (im deutschen Sprachraum landläufig verallgemeinernd Ceran genannt*), ob in Wärmestrahler-Technik oder Induktionstechnik, sind aus der modernen Küche nicht mehr wegzudenken. Die planen Oberflächen fügen sich so elegant und fast nahtlos in die Arbeitsfläche der Küche ein, dass damit Raum für ganz neue Küchengestaltungen eröffnet wurde. Zudem lässt sich die Oberfläche leichter reinigen als die Gusseisenplatten der bis dahin üblichen Elektro-Masse-Kochfelder.

Hat die Pfanne / der Topf den Kratzer verursacht?

Allerdings stellen viele Besitzer eines Glaskeramikkochfeldes bei genauer Betrachtung nach einiger Zeit fest, dass der einstige Glanz doch hier und da merkliche Kratzer bekommen hat. Diese beeinträchtigen zwar die Funktion in keiner Weise, können die Freude am eleganten Kochfeld aber für manchen doch trüben. Der Verdächtige ist dann schnell ausgemacht: Der Boden eines Topfes oder einer Pfanne muss die Kratzer verursacht haben, schließlich steht ja sonst nichts auf dem Kochfeld. Und in der Tat ist Kochgeschirr bei der Verursachung von Kratzern beteiligt, jedoch meist nur mittelbar:

Hart ritzt weich

Glaskeramik hat eine sehr hohe Härte. Um Kratzer in Glaskeramik zu verursachen, muss der kratzende Gegenstand so hart (oder härter) sein wie die Glaskeramik. Die für Pfannen und Töpfe typischerweise verwendeten Materialien sind hingegen "zu weich", um selbst und unmittelbar Kratzer in die Glaskeramik zu ritzen. Eine Analogie: Ein Stück Holz zerkratzt keinen Stein.

Die weit überwiegende Zahl der Kratzer in Glaskeramikkochfeldern wird durch kleine mineralische Partikel hervorgerufen, namentlich Sand- und Staubkörner. Sie besitzen, je nach Art, eine hohe Härte, die ausreicht, um die Glaskeramik anzuritzen (Ritzhärte nach Mohs; hart ritzt weich).

Wenn also Sandkörnchen auf das Kochfeld gelangen, dann wird es für die bis dahin makellose Glaskeramikoberfläche gefährlich: Die Körnchen werden zwischen dem Kochfeld und dem Boden des Kochgeschirrs eingeklemmt. Wird nun der Topf oder die Pfanne vor dem Bewegen nicht angehoben, so wirken die kleinen Partikel wie Schmirgel. Das Ergebnis: Kratzer!

„Wie sollen denn bitte Sandkörner auf mein Kochfeld kommen?!" fragen Sie jetzt vielleicht. Nun, zum Beispiel von Gemüse. Vielen erdnah oder unterirdisch wachsenden Gemüsesorten haftet oft noch etwas Erde an, wenn man sie kauft, denken Sie z.B. an Blumenkohl, Möhren, Kartoffeln, Zwiebeln, Porree, Lauchzwiebeln, Champignons, Kopfsalat etc. Beim Ausbreiten und Zubereiten dieser Gemüse gelangt schon mal das eine oder andere Körnchen Erde oder Sand auf die Arbeitsfläche. Und da das Kochfeld sich ja so schön eben in die Arbeitsfläche einpasst, ist es gut möglich, dass da auch so manches Körnchen seinen Weg auf die Glaskeramik findet, wo es dank der dunklen Farbe nicht unbedingt auszumachen ist.

Ein weitere Möglichkeit des Eintragens von Sandkörnchen sind z.B. Einkaufstaschen. Diese laden sich leicht statisch auf. Werden Sie auf dem Boden abgestellt, haften ihnen schnell kleinste Partikel an. Stellt man die Beutel zuhause dann auf die Arbeitsfläche der Küche, ist es für die Sandkörnchen kein weiter Weg mehr bis auf die Glaskeramik.

Ein ähnliches Phänomen der Kratzerentstehung gibt es übrigens in einem ganz anderen Bereich, nämlich beim Auto: Hier gibt es oft hässliche Kratzer und unzählige feinste Riefen im eigentlich doch so harten Glas der Windschutzscheibe, die im Extremfall bei Regen und Gegenlicht zum Teil für unangenehmes Streulicht sorgen können. Warum? Es reibt doch bloß weiches Gummi über die Scheibe. Und auch der Eiskratzer aus Plastik ist doch weicher als das Glas. Nun, auch hier sind Sandkörner die Übeltäter; die harten Körnchen werden vom Wischergummi oder dem Eiskratzer über die Scheibe geschoben und beschädigen dabei das Glas.

Kratzer vermeiden

Folgen Sie den Nutzungshinweisen der Kochfeld- und Kochgeschirrhersteller, und vermeiden Sie das Hin- und Herschieben von Töpfen und Pfannen auf dem Kochfeld. Heben Sie das Kochgeschirr vor dem Versetzen auf dem Kochfeld immer an.

Wenn Sie zudem vor dem Kochen das Kochfeld und die Aufstandfläche (den Außenboden) des Kochgeschirrs kurz mit einem sauberen, fusselfreien Tuch (z.B. Mikrofaser) abwischen, verringern Sie auf leichte Weise die Gefahr von Kratzern noch einmal ganz erheblich.

Besondere Vorsicht bei Emaille und Gusseisen

Gänzlich vermeiden sollten Sie immer das Schieben von Kochgeschirr mit Emaille-Versiegelung auf dem Kochfeld. Die Emaille ist hart wie Glas. Und falls es kleinste mineralische Einschlüsse in der Emaille gibt, was regelmäßig vorkommt, kann es zu Kratzern kommen.

Ebenso ist bei Kochgeschirr aus Gusseisen besondere Vorsicht geboten, denn zum einen ist es i.dR. sehr schwer, so dass Partikel zwischen Kochgeschirr und Kochfeld mit großer Kraft zerrieben werden, und zum anderen können in der Oberfläche des in sandbasierten Formen gegossenen Eisens vereinzelt kleinste Sandpartikel eingeschlossen sein, die, falls sie sich im Außenboden befinden, beim Schieben des Kochgeschirrs gleichfalls für Kratzer sorgen könnten.

 

 


* Ceran ist ein Markenname der Firma Schott für Glaskeramik derselben. Allerdings hat sich Ceran als Bezeichnung für Glaskeramik zu einem Gattungsbegriff entwickelt, weswegen er hier auch Verwendung findet. Aber trotzdem noch einmal ausdrücklich zur Klarstellung: Jedes Ceran-Kochfeld ist ein Glaskeramikkochfeld, aber nicht jedes Glaskeramikkochfeld ist ein Ceran-Kochfeld.